Virtuelle Radtouren im „Haus der Generationen“
Radeln, ohne von der Stelle zu kommen, ist eigentlich sinnlos. Aber im "Haus der Generationen macht es Spaß und fördert die Beweglichkeit der Bewohnerinnen und Bewohner.
„Wenn es bergauf geht, muss man auch etwas stärker treten!“ Wolfgang Hohneiker wohnt seit zwei Jahren in der DRK-Pflegeeinrichtung „Haus der Generationen“ und ist begeistert von dem neuen, interaktiven Angebot: Auf einem großen Fernseher kann man sich Fahrradrouten aussuchen und schon kann man in die Pedale treten, die an einem Gestell mit Lenker und Funktionstasten befestigt sind. Man bewegt sich durch Städte wie Dortmund, Hattingen oder Amsterdam, aber auch Rom, New York oder Sydney stehen zur Auswahl. An manchen Stellen werden Informationen über Sehenswürdigkeiten eingeblendet oder man kann selber wählen, ob die Fahrt nach rechts oder links weitergehen soll. Wer es etwas ausgefallener mag, kann mit dem „Fahrrad“ auch eine Tour über die Spree machen oder unter Wasser ein Korallenriff erkunden.
Das System der holländischen Firma Bikelabyrinth stellt ca. 600 Routen zur Verfügung, die ständig aktualisiert und erweitert werden. Jede Tour ist zwischen 10 und 30 Minuten lang. Für die Nutzerin oder den Nutzer lässt sich die Stärke des Tretens einstellen. Auch ein Automatikmodus ist möglich, der ohne aktives Treten auskommt, aber über die Pedale die Beine der Nutzenden bewegt. Eine Art der Bewegungsmotivation, die Spaß macht.
„Ich habe das System bei Kollegen gesehen und war sofort beeindruckt“, erklärt Anna Wischnewski, Leiterin des Quartiersprojekts des DRK-Kreisverband Bochum e.V. in Weitmar. „Es fördert nicht nur die Beweglichkeit, sondern auch die Kommunikation.“ Das kann Wolfgang Hohneiker nur bestätigen: „Wenn ich hier fahre, kommen schon mal andere Bewohner vorbei, gucken zu und es entstehen Unterhaltungen über Urlaube oder die Sehenswürdigkeiten, an denen man gerade vorbeifährt.“ Für Gesprächsstoff sorgt auch das integrierte Quiz, bei dem man Städte, Länder oder Sehenswürdigkeiten erraten kann.
Ein großer Vorteil des Bikelabyrinths ist die Möglichkeit, auch eigene Fahrradrouten einzuspeisen. „Wir suchen noch Menschen, die mit einer Helmkamera oder auch dem eigenen Handy durch ihre Nachbarschaft fahren und so kleinere Routen in der näheren Umgebung aufzeichnen“, sagt Anna Wischnewski. Mithilfe einer Software lassen sich diese Filme dann bearbeiten und für die Nutzer zur Verfügung stellen.
Billig sei das System zwar nicht, aber „eine sinnvolle Anschaffung“, wie Wischnewski betont. Glücklicherweise konnten 80% der Kosten mit Unterstützung der Deutschen Postcode Lotterie gedeckt werden. Damit ist der Betrieb für die nächsten fünf Jahre gesichert. „Danach müssen wir sehen, wie wir die Finanzierung für den dann auslaufenden Softwarevertrag stemmen können“, sagt Anna Wischnewski.
Wer das Radfahrerlebnis einmal ausprobieren möchte, kann sich bei Anna Wischnweski melden (Tel. 0234 9445-140) und einen Termin absprechen. „Wir möchten das Angebot auch den Menschen im Quartier zugänglich machen“, sagt sie.
Für Wolfgang Hohneiker ist die virtuelle Radtour ideal. „Wenn mir mal langweilig ist, gehe ich kurz rüber und radel ein bisschen. Das ist viel besser als nur stures Treten auf einem stationären Fahrrad. Und jetzt fahre ich mal durch Sydney. Da bin ich nämlich auch wirklich schon gewesen.“
Dann gute Fahrt!